
Zu einem besonderen Gin-Tasting lud DTS&W GmbH, Importeur des Sipsmith Gins, neulich ins Gekkos in Frankfurt ein: Felix von Hurter, Sipsmith Sales Manager, war angereist und hatte einige ganz besondere Flaschen im Gepäck. Neben dem Sipsmith London Dry Gin und dem Sipsmith VJOP standen da bei unserem Eintreffen auch drei schlichte, ungelabelte Glasflaschen auf dem Bartresen. Der Inhalt war Sipsmith-Destillat - aber nicht der fertige Gin, sondern drei Proben, die während des Destillationsvorganges zu verschiedenen Zeitpunkten gezogen wurden. Unter dem Motto „Destillation seziert“ wollten wir uns anschauen, was sich während der Destillation da in der Brennblase nach und nach entwickelt.
London bekommt nach 200 Jahren wieder eine neue Ginbrennerei
Es gibt sie erst seit 2009, die Sipsmith Distillery in London. Dass nach 200 Jahren das erste Mal wieder eine Lizenz zum Brennen in der britischen Metropole erteilt wurde, war der Hartnäckigkeit von Sam und Fairfax zu verdanken. Nachdem in den USA so viele Mikro-Brauereien und Brennereien entstanden waren, in denen mit lokalen Zutaten in Handarbeit mit Enthusiasmus ganz einzigartige Produkte erzeugt wurden, wollten sie ein solches Projekt auch in London realisieren. Sie gaben 2006 ihre Jobs auf, verkauften ihre Häuser in den USA und gingen zurück in die britische Heimat. Hier galt es nicht nur, ein geeignetes Gebäude, Equipment und einen Destillateur zu finden, sondern vor allem erst einmal, sich auf Weg durchdie Behörden zu machen. Viel Lobby- und Überzeugungsarbeit war nötig, bis sie endlich 2008 die Lizenz zum Brennen in der Hand hielten und starten konnten!
In einer Garage in Hammersmith im Westen Londons, die einst dem berühmten Whisky-Experten Michael Jackson gehörte, nahm Prudence die Arbeit auf, ihres Zeichens eine 300-Liter-Kupfer-Pot-Still-Brennblase. Als Brennmeister konnten die beiden Jungunternehmer Jared Brown gewinnen, der sich unter zwei Bedingungen zur Zusammenarbeit bereit erklärte: Es müsse ein klassischer London Dry Gin sein, der hier in London, der einstigen Hochburg der Gin-Herstellung, produziert werden sollte und es müsste auf die „gute alte Weise“ geschehen: Bei Sipsmith wird nach der „one-shot-Methode“ gearbeitet. Und so funktioniert es:
Sipsmith setzt auf 10 Botanicals und One Shot Verfahren
Die 10 Botanicals werden im Neutralalkohol und Wasser (60%+40%) für 15 Stunden über Nacht mazeriert. Verwendet werden Wacholderbeeren aus Mazedonien, Sevilla-Orangenschale, Schale von spanischen Zitronen, italienische Orris Wurzeln, spanische Süßholzwurzeln, belgische Angelikawurzeln. Zimt aus Madagaskar, Cassia Rinde aus China, spanisches Mandelpulver und Koriandersamen aus Bulgarien. Dann wird alles in die Brennblase gefüllt und destilliert. Heads and Tails, also Vor- und Nachlauf der Destillation, werden entsorgt und nur das Herzstück gesammelt. Zwischen 10 Uhr vormittags und 14 Uhr nachmittags spendet Prudence die begehrte Flüssigkeit, die den Sipsmith Gin ergibt. Das Destillat wird mit Wasser auf 41,6% Stärke herunterverdünnt und abgefüllt. Mittlerweile hat Prudence übrigens zwei Schwestern bekommen: Patience und Constance.
Das heißt also: Jeder Tropfen Alkohol, der im Sipsmith Gin ist, hat Kontakt mit den Botanicals gehabt und die Brennblasen von Sipsmith durchlaufen. Das macht die traditionelle One Shot Methode aus im Gegensatz zu den vielen in Großproduktion hergestellten Gins, bei denen die Botanicals in hoher Konzentration mazeriert werden, damit nach der Destillation mit Neutralalkohol aufgefüllt werden kann. Das spart Destillationsvorgänge und erhöht die Rentabilität, aber bei Sipsmith gilt Qualität vor Quantität, meint Felix.
Drei Momentaufnahmen, drei aromatische Schwerpunkte
Und die Qualität haben wir da jetzt also vor uns in den Gläsern. Während des Destillationsvorganges wurden 3x Samples genommen: Nach einer Stunde Herzstück-Destillation, nach zwei und nach drei Stunden. Nase und Gaumen sollen und können jetzt erkunden, welche Aromen in welcher Destillationsstufe besonders deutlich hervortreten:
Nach einer Stunde Brennvorgange haben Zitrusaromen ihren großen Auftritt und das Sample duftet frisch und zitronig aus unserem Glas heraus. Hell, rein und sehr weich. Von kräftigen Gewürzen kaum eine Spur
Das zweite Sample präsentiert uns den Wacholder, Lakritze, Pinien. Süße Aromen füllen den Mund weich aus, fast schon ölig.
Im dritten Glas haben wir dann dunkle, erdige Würzigkeit. Vegetabil und sehr warm.
Jedes für sich ein einzigartiges Sample, die zusammengeschüttet aber noch längst nicht den original Sipsmith Gin ergeben. Natürlich habe ich es versucht und die drei Samples geblendet, die Komplexität des Sipsmith London Dry Gins, der dann im vierten Glas auf uns wartete, wird nicht nur aus drei Momentaufnahmen gebildet, sondern aus vier Stunden Herzstück. Aber es war genial, einmal die aromatische Veränderung zu sehen, die im Herzstück während eines Destillationsvorganges vor sich geht.
Sipsmith VJOP: Die dreifache Kraft des Wachholders
Und dann hatte Felix noch ein besonderes Leckerchen für uns, den Sipsmith VJOP (Very Juniper Over Proof): Die gleichen Botanicals, aber 40 Stunden mazeriert. Allerdings werden die Zitruskomponenten später dazugegeben werden und ein besonderer Schwerpunkt auf den Wacholder gelegt: Zusätzlich zum normal mazerierten Wacholder kommt vor der Destillation unmazerierter Wacholder dazu, außerdem wird Wacholder in einem Korb per Dampfinfusion mitdestilliert. In diesem Gin mit 57,7% machen sich die Wacholderaromen dann schön breit, eingebettet aber wunderbar in würzige und schokoladige Noten. Genial auch für einen eisgekühlten Martini, meint Felix, und auch das wird natürlich sofort überprüft :-) .
Es war ein äußerst informatives und unterhaltsames Event. Vielen Dank an DTS&W, das Team der Gekkos-Bar und natürlich an Felix!
Ach so, nicht dass ich es vergesse zu erwähnen: Wir können euch im Shop zwar nicht die einzelnen Samples aus dem Destillationsvorgang anbieten, aber doch auf jeden Fall das Endprodukt: Sipsmith London Dry Gin
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